Viele muslimische Frauen entscheiden sich bei Geschlechtsreife oder zu einem späteren Zeitpunkt ihres Lebens, ein Kopftuch zu tragen. Dafür gibt es viele unterschiedliche Gründe, beispielsweise Tradition, Ausdruck der Religion, modisches Accessoire, Druck von Familienangehörigen und dem Umfeld oder leider auch gesetzliche Vorschrift in manchen islamischen Ländern. Das Kopftuch kann auch als ein Zeichen der religiösen Gruppenzugehörigkeit gedeutet werden. Im Orient wird das Kopftuch meist Hijab genannt. Hier werden in erster Linie die Haare, der Hals und das Dekolleté bedeckt. Das Niqap ist der sogenannte Gesichtsschleier. Hier ist zusätzlich das ganze Gesicht bedeckt, es sind lediglich die Augen zu sehen.
Was ich von meinen muslimischen Freundinnen über das Tragen ihres Kopftuches erfuhr?
Während meiner Zeit im Orient fragte ich immer wieder Freundinnen, Kolleginnen und Mütter von Freunden, was denn ihr Grund sei, dass sie ihr Hijab tragen. Die einen sagten mir, dass es für sie in erster Linie ein Schutz vor den Blicken der Männer sei. Sie erhoffen sich dadurch nicht oder weniger belästigt zu werden. Andere trugen es, weil in ihrem Umfeld Freundinnen und Verwandte das Kopftuch tragen, d.h. man macht es, weil es die Freundinnen bzw. Verwandten auch tun. Die Mutter eines Freundes entschied sich nach ihrer Rückkehr von der Haddsch-Reise in Mekka, von nun an ein Kopftuch zu tragen, als Zeichen ihres tiefen Glaubens.
Im übirgen wird das Kopftuch von vielen Musliminnen heutezutage als schickes Modeaccessoire verwendet. Oft stimmen sie die Farbe des Kopftuches mit der Farbe der Kleidung ab. Auch gibt es verschiedene Bindetechniken. Das Foto von mir zeigt mich im Ramadan mit der modernen und wirklich schicken Bindetechnik ‚French Style‘. Eine gläubige Muslimin wird darauf achten, dass auch Hals und Dekolleté bedeckt sind.
Koran als Ursprung?
Nun ist die Frage, ob der Koran der Ursprung für das Kopftuchtragen der Frauen ist. Im Koran gibt es drei Verse, die sich mit den Kleidervorschriften der Frau befassen. In der Sure 33, Vers 53 sind es die Frauen Mohameds, die hinter einem Vorhang angesprochen werden sollen. In der gleichen Sure 33, Vers 59 werden die Gattinnen Mohameds, deren Töchter und die Frauen der Gläubigen aufgefordert, etwas von ihrem Überwurf über sich herunterzuziehen. Zudem gibt es eine Sure (Sure 24, 30 – 31), die sowohl Frauen als auch Männer anspricht, sich sittsam zu kleiden. Männer sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten. Frauen sollen zudem ihre Tücher über den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen. Lediglich enge Verwandte, wie Vater, Ehemann, Bruder etc. dürften die Frauen unverschleiert sehen. Es wird also sowohl Männern als auch Frauen vom Koran Bescheidenheit und Sittsamkeit vorgeschrieben.
Jedoch spricht der Koran nicht eindeutig von einem Kopftuch. Er fordert auch nicht, dass Frauen ihr Gesicht verhüllen sollen. Deshalb kann man annehmen, dass das Kopftuch seinen Ursprung nicht im Koran hat, sondern eher aus den Traditionen der jeweiligen Kultur.
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Der Koran und die Frauen: Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam
Kopftuch – auch in anderen monotheistischen Religionen
Auch im Judentum gab es und gibt es gläubige Jüdinnen, die ein Kopftuch (oder Hut oder Perücke) tragen. Ich begleitete einmal einen koptischen Bekannten in eine koptische Kirche in Kairo. Auch hier trugen ältere Frauen ein besticktes Tuch auf dem Kopf. Oder denken wir an die Gewänder der Ordensschwestern in der katholischen Kirche. Auch hier ist ein Kopftuch Teil des Gewandes. Alle drei monotheistischen Religionen haben ihren Ursprung im Orient. Oft war das Kopftuch einfach ein Schutz vor dem Sand in dieser Region.
Fazit
Aber zurück zu den muslimischen Frauen: Ich persönlich finde es wichtig, dass die Frauen ihre Entscheidung, ein Kopftuch zu tragen, selbst fällen. Solange eine Muslimin davon überzeugt ist, dass es ihre religiöse Pflicht ist, ein Kopftuch zu tragen, dann finde ich es in Ordnung. Natürlich gibt es auch viele Mitläuferinnen, nach dem Motto: als Muslimin trage ich ein Kopftuch. Auf jeden Fall hatte ich meist das Gefühl, dass meine muslimischen Freundinnen ihr Kopftuch nicht als Zeichen der Unterdrückung sahen, sondern als Zeichen der Würde und des Anstandes.
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