
Amalfi liegt an der zauberhaften Amalfiküste; die Küste ist sogar nach dem Städtchen benannt. Im Mittelalter war Amalfi neben Genua, Pisa, Venedig und anderen eine der mächtigsten Seerepubliken. Die Amalfitani pflegten besondere Beziehungen zu vielen Ländern, vor allem aber mit dem Osten und den Gebieten des Maghrebs. In allen wichtigen Metropolen des Mittelmeers hatten die Kaufleute Amalfis Stützpunkte, so z.B. in Cordoba, Kairo, Antiochia, Konstantinopel und Durazzo. Zu dieser Zeit lebten in Amalfi 50.000 Einwohner; auch die Nachbarorte Atrani, Ravello, Scala, Minuto, Maiori und Minori gehörten zu Amalfi dazu. Die Stadt war zu dieser Zeit von solcher Pracht, dass Reisende aus dem Orient sie als die ‚reichste und glanzvollste Stadt‘ im Langobardenreich nannten. Und auch die Menschen von Amalfi müssen vom Orient sehr beeindruckt gewesen sein, denn sie nutzen viele orientalische Bauelemente in ihrer Architektur.
Am 25. November 1343 löste ein Tsunami ein Erdbeben aus, das Teile der Stadt buchstäblich im Meer versinken ließ. Amalfi wurde von Pisa abhängig. Auch aufgrund ihrer geographischen Lage verlor die Stadt während des 17. und 18. Jhds. an Bedeutung.
Kathedrale Sant’Andrea mit orientalischen Stilelementen
Heute ist Amalfi eine Kleinstadt mit nur noch 5000 Einwohnern. Bis heute findet man in Amalfi Spuren von den Arabern und den Mauren. Der monumentale Komplex der Kathedrale Sant’Andrea zeugt von der glanzvollen Epoche des Seehandels. So ist die ikonische Streifenfassade im sizilianischen arabisch-normannischen Stil gebaut. Die Fassade besteht aus ornamental angeordneten hellen und schwarzen Steinen.
Das syrische Eingangsportal
Die Kathedrale thront direkt am Piazza Doumo hoch über der Piazza. Wenn Ihr auf dem Piazza Doumo steht, blickt zur Kathedrale hinauf. Der Blick auf die Kathedrale ist atemberaubend. Seid Ihr die 62 Treppen der Monumentaltreppe hinaufgestiegen, stoßt Ihr auf eine byzantinische Bronzetür aus dem 11. Jhd. Sie ist die Eingangstür zur Kathedrale und wurde in einer syrischen Kunstschmiede gefertigt.
Kathedrale Sant’Andrea einem Jünger Jesu gewidmet
Die Kathedrale Cattedrale di Sant’Andrea ist im Übrigen dem Apostel Andreas gewidmet. Im Herz der Kathedrale, der Krypta, werden die Reliquien der Gebeine des Heiligen Andreas aufbewahrt.
Basilika mit normannisch-orientalischem Aussehen
Die Kathedrale wurde 987 errichtet und später durch einen Säulengang mit der benachbarten Basilica del Crocifisso verbunden. Die Basilika wurde bereits im 6 Jhd. gebaut. Sie hat sich bis heute ihr arabisch-normannisches Aussehen bewahrt. Im Flyer der Kathedrale spricht man sogar von einem ‚geheimnisvollen Zauber einer christlichen Moschee‘. Heute beherbergt die Basilika das Diözesanmuseum. Es ist mit Schätzen der ruhmreichen Vergangenheit Amalfis bestückt.
Der Paradieskreuzgang
Der Chiostro del Paradiso, zu Deutsch Paradieskreuzgang, diente als Friedhof der Adeligen von Amalfi. Die einzigartigen Rundbögen sind im Säulengang auf schlanke, orientalische Säulen gestützt. Den Säulengang kopierten die Amalfitani übrigens von nordafrikanischen Moscheen. An heißen Tagen bietet der Rundgang viele schattige Plätze und lädt zum Verweilen ein. Sehenswert sind im Kreuzgang u.a. Mosaike aus Marmor mit geometrischen Ornamenten von der alten Kanzel der Kathedrale. Vom Kreuzgang aus hat man auch einen großartigen Blick auf den Glockenturm. Auch er weist arabische und normannische Stilelemente auf. Die majolikaverzierte Kuppel ist in Gelb und Grün gehalten. Die Farben stehen symbolisch für Zitronen und die Farbe des Meeres. So gibt es tatsächlich überall in der Kathedrale orientalische Spuren.
Cattedrale di Sant’Andrea | 13 Sottoportico S, Supportico Sant’Andrea | 84011 Amalfi
Kunst der Papierherstellung in Amalfi
Von den Arabern lernten die amalfitanischen Seehändler auch die Kunst der Papierherstellung. So schöpften die Papiermacher Amalfis als Erste in Italien im 13 Jh. die wertvollen Blätter. Über 600 Jahre florierte die Papierproduktion im Valle dei Mulini, zu Deutsch Mühlental. Es gab damals 16 Papiermanufakturen. Heute gibt es nur noch zwei, die das traditionelle Handwerk fortsetzen. Das Museo della Carta ist in einer authentischen Papierfabrik aus dem 15. Jhd. untergebracht. Dort sind neben Arbeitsgeräten auch Bücher über die Geschichte Amalfis und die Kunst der Papierherstellung zu besichtigen. So könnt Ihr überall in Amalfi zauberhaftes Briefpapier mit Blüten als Souvenir erstehen.
Für mich persönlich war der Besuch Amalfis sehr beeindruckend, denn der Glanz der vergangenen Zeit ist überall zu spüren. Darüberhinaus ist der Orient durch die vielen orientalischen Bauelemten in Amalfi allgegenwärtig.
Kulinarischer Tipp: Gönnt Euch nach der Besichtigung der Kathedrale eine kleine Pause. Denn nebenan in der Pasticceria Andrea Pansa am Piazza Duomo gibt es herrliche Zitronentörtchen, die Delizia al Limone. Sie sind einfach köstlich.
Pasticceria Andrea Pansa | Piazza Duomo, 40 | 84011 Amalfi | www.pasticceriapansa.it
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