zu Teil 1 des Artikels – Vorgeschichte
zu Teil 2 des Artikel – Kanalbau & Eröffnung
Die Suezkrise
Doch erst 1956 konnte sich Ägypten der britischen Einflussnahme komplett im Zuge der Suezkrise entziehen. Durch einen Militärputsch war 1952 Gamal Abdel Nasser in Ägypten an die Macht gekommen. Er hatte gute Beziehungen zu der UdSSR. Als er plante, den Assuan-Staudamm zu bauen, verkündete er 1955 die sowjetische Finanzierungsbeteiligung an diesem Projekt. Der amerikanische Präsident Eisenhower erfuhr von den Plänen und machte Nasser ein großzügiges Angebot zur Übernahme der Kosten des Assuan-Staudamms. Grund hierfür war, dass die USA die Einflusszunahme der UdSSR in der Dritten Welt verhindern wollten.
Als jedoch Ägypten 1956 die Volksrepublik China offiziell anerkannte, verärgerte dies den amerikanischen Präsidenten Eisenhower. Folglich zogen die USA ihr Angebot zur Finanzierung des Assuan-Staudammes zurück. Gamal Abdel Nasser reagierte daraufhin auf den Westen erzürnt und fällte den Entschluss, den Suezkanal zu verstaatlichen. Die Aktienbesitzer der Suez-Gesellschaft sollten finanziell entschädigt werden. Sein Plan war es, den Assuan-Staudamm aus den Einnahmen des Suezkanals zu finanzieren.
Großbritannien, Frankreich und Israel gegen Ägypten
Die Regierungen von Großbritannien und Frankreich waren empört. Vor allem Großbritannien fühlte sich geostrategisch attackiert. Im gleichen Jahr blockierte Ägypten die Straße von Tiran und schnitt so Israel vom Seehandel durch das Rote Meer ab. Alle drei Länder verbündete sich gegen Ägypten. Nachdem der Versuch über den UNO-Sicherheitsrat, die Rückgabe des Kanals zu erzwingen, gescheitert war, entschieden sich Frankreich, Großbritannien und Israel für einen Waffengang gegen Ägypten.
USA stellte sich bewusst nicht auf die Seite der europäischen Mächte. Eisenhower befürchtete, Nasser könne so in die Arme der UdSSR getrieben werden. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges hielt Eisenhower eine gute Beziehung zu Staaten der Dritten Welt für wichtiger als die Macht- und Wirtschaftsinteressen Großbritanniens und Frankreichs.
Am 29. Oktober 1956 begannen die Truppen Israels mit der Invasion der Sinai-Halbinsel und zogen in Richtung des Suezkanals. Großbritannien und Frankreich bombardierten am 31. Oktober ägyptische Flughäfen. Nasser reagierte daraufhin mit der Versenkung von 40 Schiffen im Suezkanal. Die USA gaben den Europäern und Israel weiterhin keine Rückendeckung und erhöhten den diplomatischen Druck. Folglich stellten sie ihre Finanzhilfen für Großbritannien und Israel ein.
United Nations schreiten in die Suezkrise ein
Zudem beantragten USA und die UdSSR eine Notfallsitzung der UN-Generalvollversammlung. Am 2. November 1965 erklärte die UN-Generalvollversammlung mit 64 zu 5 Stimmen die Aktionen für völkerrechtswidrig. Israel wurde deshalb aufgefordert, alle Kampfhandlungen einzustellen und sich hinter die Waffenstillstandslinie zurückzuziehen. Am 4. November erfolgte eine Aufstellung einer UNO-Friedenstruppe. Aufgrund von politischem Druck stellten am 6. November Großbritannien, Frankreich und Israel alle Kampfhandlungen ein. Ägypten, Großbritannien und Frankreich vereinbarten daraufhin einen Waffenstillstand.
Zur Sicherung der Grenze zwischen Israel und Ägypten stationierte die UN die United Nations Emergency Force (UNEF 1). Dies war die erste friedenserhaltende militärische Streitkraft der Vereinten Nationen. Die versenkten Schiffe im Suezkanal wurden zuguterletzt durch ein internationales Team geborgen. Daraufhin öffnete die ägyptische Regierung im März 1957 wieder den Suezkanal. Dies war das friedliche Ende der Suezkrise.
Doch leider sollten am Suezkanal nur zehn Jahre Ruhe einkehren. Im Sechstagekrieg 1967 wurde der Suezkanal zum Kriegspfand. Es kam zum Bruch der Konvention und zur Schließung des Suezkanals bis zum 4. Juni 1975. Folglich wurden 14 Schiffe acht Jahre im Kanal blockiert (Dazu mehr in einem anderen Artikel).
Erweiterung des Suezkanals 2014/2015
2014 gab der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi den Startschuss für die Erweiterung des Suezkanals. Dementsprechend wurde bis 2015 parallel zum bestehenden Kanal auf 35 Kilometer ein zweiter Kanal gebaut. Zudem wurden bestehende Fahrrinnen an manchen Stellen vertieft und verbreitet. So verdoppelts sich die Transportkapazität des Kanals: Statt bisher 49 Schiffe können nun bis zu 97 Schiffe am Tag den Suezkanal durchfahren. Im Durchschnitt zahlen die Schiffe 320.000 Dollar für die Durchfahrt. Die Schiffe sind jedoch einen ganzen Tag im Kanal unterwegs.
Thomas Demmelhuber äüßerte sich zur Kanalerweiterung folgendermaßen: ‚Der Bau der parallelen gut 35 Kilometern langen Trasse sowie die Erweiterung und Vertiefung über eine ebenso lange Strecke stellen für al-Sisi im Grunde genommen das Gleiche dar, was für Nasser der Assuan-Staudamm war: ein Prestigeobjekt, das die Leistungsfähigkeit der Regierung bezeugen soll.‘ Im Haushaltsjahr 2018/19 erwirtschaftete der Suezkanal 5,9 Milliarden Einnahmen, aber wie Ihr seht brachte dieses Prestigeobjekt in der Vergangenheit Ägypten alles andere als Glück.
P.S. Mein herzlicher Dank geht an Shady Al Ghazawy und Sameh Ahmed, die mir Fotos vom Suezkanal für diesen Blog-Artikel zur Verfügung stellten.
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