In Ländern wie Marokko oder Ägypten werden auch heute noch viele Dinge von Hand erschaffen, sei es Teppiche, Tische, Schuhe, Lederwaren, Lampen oder Schalen. Handwerk ist auch für uns Europäer unendlich bereichernd und ein Ausgleich zur Arbeit am Computer.
So schaute ich mir kürzlich ein YouTube Video an, um zu lernen, wie man einen Origami Stern faltet. Ich musste mir das Video immer wieder anschauen und brauchte einige Versuche, bis plötzlich ein fertiger Origami Stern vor mir lag. Es war wirklich ein kleines Erfolgserlebnis und eine schöne Abwechslung.
Bereicherung durch das Erleben anderer Kulturen
Obwohl ich von meinem Ursprung her vermutlich rein deutsch bin, trage ich seit fast 20 Jahren die europäische und die orientalische Kultur in mir. Beide Kulturen stärken mich und bereichern mein Leben. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, zur Schule und Uni gegangen. Meine Werte haben sich auch und vor allem auf Reisen im Orient und durch das Leben in diesen Kulturen entwickelt. Oft bin ich in eine andere Kultur eingetaucht und habe festgestellt, dass sie mir viel ähnlicher ist als gedacht. Mir ist bewusst geworden, dass man eine andere Kultur nur verstehen kann, wenn man sich die Mühe macht, sie kennenzulernen. Andere Kulturen können unser Leben bereichern. Doch wir müssen uns die Zeit nehmen, ihnen mit Respekt und Offenheit zu begegnen. Nur dann können wir wirklich in eine andere Kultur eintauchen und von dieser Erfahrung profitieren.
Auf jeder Reise im Orient, egal ob in Marokko, Tunesien, Ägypten oder Oman sind mir unendlich freundliche, lachende und hilfsbereite Menschen begegnet. Auf der letzten von mir geführten Reise durch Marokko meinte eine meiner Teilnehmerinnen, dass sich die Marokkaner etwas Kindliches und Unbeschwertes bewahrt hätten. Auch mir fällt immer wieder aufs Neue auf, wie viel in den Straßen von Marrakesch, Tunis oder Kairo gelacht und gespaßt wird. Es ist unglaublich schön, oft diese Unbeschwertheit der Menschen zu beobachten und davon mitgetragen zu werden. Vielleicht sind es gerade die Begegnungen mit diesen Menschen, die mir das Gefühl geben, dass wir wirklich viel von den Menschen im Orient lernen können.
Sie haben sich Dinge bewahrt, die bei uns oft verloren gegangen sind, auch in Bezug auf das Handwerk. Im Orient werden viele Dinge noch von Hand erschaffen. In Fes besichtigten wir auf unserer Reise ‚Zauber Marokkos‘ eine Töpferei, wo jeder Schritt noch von Hand gemacht wird. Eine Besucherin fragte kritisch, ob sich solch ein Handwerksbetrieb überhaupt rechne…
Werte wie Orginalität und Ursprünglichkeit bewahren
Ich glaube, dass es im Leben nicht nur um Gewinnmaximierung gehen sollte, sondern auch und vor allem um Originalität und Ursprünglichkeit. Denn das sind Werte, die wir uns unbedingt bewahren müssen. Handwerk bzw. die Arbeit mit den Händen hilft uns bei uns zu sein und beugt nachweislich Depressionen und Burnouts vor. Beschäftigen wir uns mit einer Aufgabe wie Töpfern, Werken, Stricken oder Malen, konzentrieren wir uns in diesem Moment auf diese Arbeit. So kommen wir weniger schnell auf schlechte Gedanken. Durch das Wiederholen einfacher Arbeitsschritt bekommt das Ganze sogar etwas Meditatives.
In Marokko ist das Mittelalter noch lebendig
Bis heute waschen Frauen im Atlasgebirge und in den Oasen Marokkos ihre Wäsche im Fluss, schleppen Körbe und ihre Kinder auf dem Rücken. Beim Anblick dieser im Fluss hockenden verschleierten Frauen fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. Irgendwie ist an diesen Plätzen der Welt das Mittelalter noch lebendig: sei es durch die Frauen am Fluss, die ihre Wäsche von Hand waschen, durch die vielen Handwerksbetriebe überall in Marokko, wo die meisten Arbeitsschritte noch von Hand gemacht werden oder in der Medina von Fes, wo Ware von Maultieren durch die Gassen geschleppt wird. Glücklicherweise gibt es dort noch die Chance, alte Traditionen und Tätigkeiten zu erleben. Ich bin dankbar, dass es solche Plätze überhaupt noch auf der Welt gibt. Gerade dort gelingt es mir abzuschalten und Kraft für den oft stressigen Alltag in Europa zu tanken.
Und wenn ich hier bei uns die Digitalisierung-Kritiker höre, die uns vor dem warnen, wohin wir steuern, dann denke ich genau an diese Orte in der Welt und denke mir: Gott sei Dank, dass es diese ursprünglichen Orte noch gibt. Vermutlich sind sie eine ganz wichtige Gegenkomponente zu höher, schneller, weiter. Wenn man mich fragen würde, ob ich zukünftig lieber in einer futuristischen High-Tech-Stadt mit fliegenden Autos und selbst bestellenden Kühlschränken oder in einer alten orientalischen Stadt wohnen möchte, dann gebe es für mich nur eine Antwort… Eine Alexa kommt mir jedenfalls nicht ins Haus 😉
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen genügend Muse für Malen, Basteln, Innehalten, Spazierengehen, Yoga machen und Freunde treffen.