Berber sind die Urbevölkerung Nordafrikas und ein freiheitsliebendes Volk. Ihr eigentlicher Name ist ‚Amazigh‘, gesprochen Amazirr (Plural: Imazighen). Es bedeutet ‚free people‘. Der Begriff Berber kommt von dem griechischen Wort barbaros und ist wenig schmeichelhaft. Daher sprecht in Zukunft lieber von einem Amazigh. Man wird in Nordafrika positiv zur Kenntnis nehmen, dass Ihr den Unterschied kennt.
Die Urbevölkerung lebt in den nordafrikanischen Ländern Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mauretanien, aber auch im östlichen Mali, nördlichen Niger und in der ägyptischen Oase Siwa.
Sprache und Traditionen der Berber
In Nordafrika sprechen ca. 40 Millionen Menschen eine Berbersprache (Tamazight), die zu den afroasiatischen Sprachen gehört. Doch im Zuge der islamischen Eroberung ab dem 7 Jh. setzte sich die arabische Sprache durch. So haben leider viele Berber ihre Muttersprache verloren und sprechen Maghreb-arabische Dialekte.
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Wie Ihr vielleicht wisst, gibt es in Nordafrika neben der Urbevölkerung auch viele Araber. Diese vermischten sich zunehmend mit den Berbern, so dass es heute viele gemischte Familien gibt, die sowohl berberisches als auch arabisches Blut haben.
Ihre Sprache, ihre Gebräuche und Traditionen sind ganz anders als die der Araber. Vor der Eroberung Nordafrikas durch die Araber verehrten die Berber die Sonne und die Bäume. Die Großfamilie ist bis heute die wichtigste soziale Einheit bei den Berbern.
Die sogenannten Berberteppiche sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Kultur. Sie sind Schlafunterlage, Wand- oder Bodendekoration, in manchen Regionen sogar Kleidungsstück. Die Berberteppiche verraten mit ihren geometrischen Formen viel über die uralten Traditionen.
Invasionen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in Nordafrika
Die Berber bewohnten über viele Jahrhunderte die Küsten Nordafrikas von den Kanarischen Inseln über den Al Maghreb, Algerien, Tunesien und Libyen bis an die Westgrenze Ägyptens. Damals erlebte die Küstenregion viele Invasionen der Phönizier, der Griechen, Römer, Vandale und der Byzantiner.
Araber drangen im 7. Jh. nach Nordafrika vor. Mit militärischen Operationen des mekkanischen Heerführers Uqba Ibn Nafi begann im 7. Jh die arabisch-islamische Invasion Nordafrikas und die damit einhergehende Islamisierung der Berber. Die Urbevölkerung flüchtete von der Küste und den fruchtbaren Gebieten in die Berge und in die Wüste.
Im Mittelalter gab es angeblich viele Berberstämme, die von Frauen geführt wurden; sie hatten eine mächtige Stellung in den Großfamilien. Berberinnen hielten religiöse und militärische Führungspositionen inne.
Zu erwähnen ist eine herausragende Persönlichkeit der Berber, die eine Frau war. Ihr Name war Kahina, das bedeutet übersetzt ‚Priesterin‘ oder ‚Prophetin‘. Kahina war eine Berberfürstin und Anführerin eines berberischen Stammes in Nordostalgerien. Unter ihrer Führung war es einem schlagkräftigen Berber-Herr möglich, sich den Arabern in den Weg zu stellen und den zahlenmäßig weit überlegenen Arabern einige schwere Niederlagen zu bescheren.
Doch letztendlich wurden die Berber von den Arabern besiegt und so mussten die Berber den Islam gezwungenermaßen übernehmen. Die Arabisierung setzte den Berbern sehr zu. Ihre Kultur und ihre Sprache wurden mehr und mehr zurückgedrängt.
Als Frankreich und Spanien Anfang des 20. Jh. Marokko als Schutzgebiet unter sich aufteilten, litten die Berber schwer unter der Besetzung. Auch die Unabhängigkeit Marokkos im Jahre 1956 brachte den Berbern viel Unheil. Marokko wurde zum zentralistischen Staat, ethnische Vielfalt galt nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung.
Wieder mehr Anerkennung für Berberische Kulturen in Nordafrika
Trotz all den Widersachern haben die Berber ihre Traditionen bewahrt. Im aktuellen König Marokkos Mohamed IV. fanden die Berber einen Fürsprecher ihrer Kultur und Sprache. In den letzten Jahren wird das berberische Erbe Marokkos mehr und mehr anerkannt. Im Jahre 2002 wurde in Rabat das Königliche Institut für Amazigh-Kultur (IRCAM) eröffnet. Seit 2003 ist an marokkanischen Grundschulen Tamazight, die Sprache der Berber, Unterrichtsfach. Das Berber-Alphabet Tifinagh mit seinen uralten, phönizisch anmutenden Zeichen wurde inzwischen schriftlich fixiert und international anerkannt. Seit 2011 ist Tamazight im Zuge der Verfassungsreform als zweite offizielle Sprache Marokkos neben Arabisch anerkannt. Im gleichen Jahr hat Marokko neben Tunesien und Libyen die Berber offiziell als indigene Bewohner Nordafrikas anerkannt, in Algerien erfolgte das erst im Jahre 2016.
Damit sind endlich die ersten Schritte getan, die Kultur der Berber als Teil der nordafrikanischen Vielfalt zu sehen, sie zu respektieren und zu integrieren.
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