Sie sind derzeit voll im Trend. Man findet sie in jedem Interior Magazin und Wohnblog. Die Rede ist von den Berberteppichen mit Namen Beni Ourain aus Marokko; Beni ist arabisch und bedeutet ‚Kinder‘ (von) Ourain. Ourain ist der Name des Berber-Stammes. Bereits Design-Ikone Le Corbusier zählte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Bewunderern der Berberteppiche.
Teppiche aus dem Atlasgebirge gefertigt von Frauen
Marokko blickt auf eine lange Webtradition dieser Beni Ourain Teppiche zurück. Bereits seit dem 8 Jh. werden in Marokko diese Art von Teppichen gewebt. Seit mehr als 1000 Jahren knüpfen Berberfrauen diese Teppiche. Die Stämme leben in Bergdörfern im nördlichen Atlasgebirge. Der richtige Name der Berber ist ‚Amazigh‘, gesprochen Amazirr. Es bedeutet ‚free people‘. Der Begriff Berber kommt von dem Wort Barbaren und ist wenig schmeichelhaft. Imazighe sind die Urbevölkerung Marokkos. Die Menschen dort werden begeistert sein, wenn Ihr den Unterschied kennt.
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So unterschiedlich die Schafe, so unterschiedlich die Berberteppiche
Weideschafe und Hochlandschafe werden auf den Höhen des Atlasgebirges gezüchtet. Deren Wolle werden zu Teppichen verarbeitet. Die Wolle der Tiere ist unvergleichlich: bereits der Einkauf der Wolle ist in Marokko teuer. Und so unterschiedlich die Schafe, so unterschiedlich ist auch die Wolle für die Teppiche. Der Farbton eines Beni Ourain Teppichs kann von einem gelblichen Elfenbeinweiß, einem Cremeweiß bis zu einem klaren Wollweiß variieren. Das Design ist schlicht mit schwarzer oder brauner Musterung, beispielsweise mit Rauten oder Zickzack-Linien.
Marokkanische Teppiche erzählen eine Geschichte
Das Wissen der Teppichknüpferei wird von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Die Berberfrauen gestalten ohne Vorlage einzigartige Muster. Die meisten Teppiche erzählen eine Geschichte und gestalten nicht in erster Linie ein Muster. Neben Beni Ourain Teppichen gibt es auch Azilal Teppiche und Boucherouite Teppiche.
Erfahrungen und Ereignisse aus ihrem Leben lassen die Frauen in die Teppiche einfließen.
Symbole für Liebe, Geburt, Glück und Natur kommen in den Mustern der Teppiche vor. Ein Dreieck nach unten bedeutet, dass die Weberin schwanger ist. Die Raute mit einem Zeichen im Inneren ist das Zeichen für die Frau. Die Frauen bestimmen die Farben und die Form des Teppichs selbst. Deshalb gleicht kein Teppich dem anderen. Bei diesen Teppichen handelt es sich um wahre Einzelstücke. In der Regel bringen die Frauen die Fransen nur einseitig an. Das ist sogar ein Zeichen für die Echtheit des Teppichs.
Die natürlichen Farben stammen aus dem Atlasgebirge
Farbe Rot steht für Mann, Gelb für die Frau. Die kräftigen Farben Blau, Rot, Gelb, Orange und Lila stammen von Pflanzen und Beeren, wie dem Henna-Busch, den Granatäpfeln, Feigen und Teeblättern. All diese Pflanzen wachsen im Atlasgebirge. Die Farbe Schwarz stammt von der Wolle der Schafe und Ziegen. Die Frauen weben und knüpfen die Teppiche zuhause auf meist einfachen, selbstgebauten Webstühlen. Am Ende wird der Teppich im Bergbach gewaschen, um Schmutz von der Produktion zu entfernen und den Teppich geschmeidiger zu machen. Anschließend wird er in der Sonne getrocknet.
Das müsst Ihr beim Kauf eines Beni-Ourain-Teppich beachten:
Seit die Beni Ourain Teppiche wieder so in Mode sind, muss man beim Kauf von Berberteppichen vorsichtig sein. Laut dem Galerie-Besitzer Gebhard Blazek aus Graz sind ‚90% aller Neuproduktionen grausiger Ramsch‘. Die Wolle ist leider oft gar nicht aus Marokko, sondern aus Neuseeland. Zudem wird die Wolle oft gebleicht, denn die Naturfaser ist nicht so weiß, wie es viele gerne hätten. Die Händlerin Sarah Rabih-Georg, die mit ihrem Mann Soufiane einen Onlineshop Touda für marokkanisches Kunsthandwerk betreibt, meint: ‚Ein Beni Ourain wird erst über die Jahre richtig weich und seidig. Das ist eine Anschaffung fürs Leben. Und eben kein Trend.‘
Ein Tipp von Frau Rabih-Georg ist, dass ein echter Beni Ourain Teppich mindestens € 400 kosten würde, alles drunter sei vermutlich eine Fälschung. Gerade wenn es in der Verarbeitung kleine Unregelmäßigkeiten gibt, ist das ein Hinweis, dass es ein echter Teppich von einer Weberin aus dem Atlasgebirge ist. Der Teppich sollte unperfekt sein. Makel und Macken machen den Teppich zu etwas besonderem. Je gleichmäßiger und ordentlicher der Teppich geknüpft ist, umso mehr besteht die Möglichkeit, dass der Teppich maschinell erstellt wurde. Dann handelt es sich vermutlich um eine Fälschung. Achtet beim Kauf eines Beni Ourain Teppich unbedingt auf diese Dinge .
Übrigens ist Wolle der Schafe ein nachwachsender Rohstoff. Damit ist die Herstellung eines echten Beni Ourain Teppichs nachhaltig. Ein weiterer Grund, beim Kauf eines Beni Ourain Teppich auf die Echtheit des Teppichs zu achten.
Hier erfahrt Ihr mehr über die Berber, Ureinwohner Nordafrikas.
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