Chefchaouen ist ein kleines Städtchen im Rifgebirge im Norden Marokkos und die Heimat der Rif-Berber. Die Stadt liegt am Berg Djebel Tisouka und ist in eine atemberaubende Naturlandschaft eingebettet. Die Medina ist mit ihren blaugetünchten Häuserfassaden ganz zauberhaft. Chefchaouen ist ein echtes Kleinod unter den andalusisch-arabischen Städte Nordmarokkos. Die Häuser sind terrassenförmig an den grünen Berghängen angeordnet. Chefchaouen zählt seit 2010 zum UNESCO Weltkulturerbe und hat ca. 45.000 Einwohner.
Warum sind die Häuserfassaden blau?
Aufgrund der blau gestrichenen Medina unterscheidet sich Chefchaouen von anderen Altstädten Marokkos. Man nennt sie auch die ‚Blaue Perle‘. Woher aber stammt die blaue Farbe auf Talkum- oder Kreidebasis an den Häuserfronten in der Altstadt? Hier gibt es mehrere Erklärungsansätze: Besuchern von Chefchaouen wird gerne erzählt, dass die blaue Farbe vor dem „Bösen Blick“ schützen soll. Manche Einheimischen sagen, dass das Blau dazu beiträgt, dass ihr Zuhause in den Sommermonaten kühl bleibt. Heute ist Chefchaouen einfach als die ‚Blaue Stadt‘ bekannt.
Zufluchtsort für muslimische und jüdische Flüchtlinge aus Andalusien
1471 gründete Moulay Ali Ben Moussa Ben Rached El Alami die Stadt Chefchaouen. Er baute die Stadt als Festung zur Verteidigung gegen portugiesische Eindringlinge. Ende des 15. Jh. siedelten sich muslimische und jüdische Flüchtlinge aus Andalusien an. Sie flohen vor der spanisch-christlichen Reconquista, fanden hier eine neue Heimat und vermischten sich bald mit der Urbevölkerung.
Ein Trauma wiederholt sich in Chefchaouen
1927 schien sich mit der Einnahme der Stadt durch die Spanier ein altes Trauma zu wiederholen. Durch Flugeinsätze mit Giftgas setzte eine rabiate Kriegsführung von Spaniern und Franzosen im Zuge der Kolonialisierung Marokkos der stolzen Rif-Republik ein brutales Ende. Vorher hatten viele Berberstämme des Rifgebirges unter ihrem Führer Abd al-Karim den Spaniern immer wieder aufs Neue die Stirn geboten und sie zurückgedrängt. Doch dieses Mal waren sei erfolglos. Feindseligkeit gegenüber Menschen aus dem Ausland und selbstgewählte Isolation waren die Folge. Bis weit über 1956 hinaus, dem Gründungsjahr des modernen Marokkos, war die ehemalige Bergfestung für Ausländer tabu.
Werbung
Die Blaue Stadt im neuen Glanz
Nur langsam öffnete sich Chefchauoen für Besucher aus dem Ausland. Heute zeigt sich die blaue Stadt in einem modernen Antlitz. Chefchaouen wurde in den letzten Jahren restauriert und ist mittlerweile zum beliebtesten Touristenzentrum des Nordens von Marokko avanciert. Das Städtchen bietet viele faszinierende historische Gebäude vor einer überwältigenden Bergkulisse. Der Platz Outa el Hammam ist das Herz der Stadt und genau richtig zum Entspannen. Hier steht auch die Große Moschee. Sie hat ein auffälliges und ungewöhnliches achteckiges Minarett. Es gibt am Platz auch eine Kasbah aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist gut erhalten und kann besichtigt werden. Der Turm der ockerfarbenen Festung bietet einen spektakulären Blick über alle Seiten von Chefchaouen. Der Garten mit üppigen Bäumen ist ein perfekter Ort, um der Hitze etwas zu entkommen.
Handwerk in Chefchaouen
Chefchaouen ist berühmt für sein Handwerk. Der größte Gewerbezweig ist die Weberei; die Medina steckt voller Werkstätten, in denen gestreifte Stoffe gefertigt werden, die zu schalartigen foutas verarbeitet werden. Chefchaouen ist bekannt für seine handgewebten Decken, Schals und Wollkleider. Neben den farbenfrohen Stoffen sieht man Lederwaren, schmiedeeiserne Lampen, Wollteppiche und Schmuckkästchen sowie Möbel aus Zedernholz.
Auch wenn ein hartes Stück Geschichte beim Besuch in Chefchaouen verarbeitet werden muss, so genießt Ihr hoffentlich trotzdem die heutige Atmosphäre der Stadt beim Gang durch die blauen Gässchen der Medina. Viel Freude bei Eurer Entdeckungstour durch die ‚Blaue Stadt‘.
Werbung
***Der Artikel enthält Partner-/Werbelinks. Wenn Du etwas über einen meiner Links buchst oder bestellst, erhalte ich eine kleine Provision. Für Dich entstehen keine zusätzlichen Kosten.***
Schreibe einen Kommentar