Wenn man an Katar denkt, denkt man einerseits an eines der reichsten Länder der Erde und an die Fußball-WM, die dieses Jahr im November und Dezember in Katar statfindet. Andererseits denkt man an schlechte Arbeitsbedingungen für die Arbeitsmigranten auf den Baustellen. In Katar leben neben ca. 300.000 Kataris rund 2,4 Millionen Arbeitsmigranten (Expats genannt). Kaum zu glauben, dass Katar flächenmäßig nur so groß ist wie die Hälfte von Hessen.
Katar ist zudem weltweit einer der größten Exporteure von Flüssiggas. Aufgrund des Krieges zwischen Russland und Ukraine ist Katar als Flüssiggas-Exporteur für Deutschland im Gespräch. Im März 2022 reiste unser Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dafür nach Katar. Nach einer Einigung zu Beginn, war es zunächst unklar, ob Deutschland von Katar Flüssiggas exportieren würde. Ein Problem war wohl, dass Katar nicht nur als Lückenbüßer und Brückenlieferant dienen wollte. Hierzulande wollen jedoch viele Unternehmen langfristig auf erneuerbare Energien setzen. Nun scheint es, dass Bundeskanzler Olaf Scholz im September einen Deal mit Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten abschloss, der Deutschland mit 137.000 Kubikmeter LNG Gas versorgen soll.
Zuschlag für die WM 2022
Die Zusage für die WM 2022 im Dezember 2012 und auch der Nachrichtensender Al Jazeera sind Resultate, die auf Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani zurückgehen. Dieser war von 1995 bis 2013 Staatsoberhaupt des Landes. Die WM für Katar zu gewinnen hatte für Scheich Hamad vor allem einen Grund: „to put Qatar on the world map,“ wie ich zu sagen pflegte. Denn wer kannte vor der Vergabe der WM 2022 das kleine Emirat Katar? Seit Jahren ist klar, Katar will auffallen, koste es was es wolle…
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Katars Nachrichtensender Al Jazeera
Kurz nach Hamad’s Thronbesteigung ging der Nachrichtensender Al Jazeera 1996 auf Sendung und war ein Komet in der Medienlandschaft im Nahen Osten. Spätestens seit dem Arabischen Frühling in 2011 ist der Name Al Jazeera auch der westlichen Welt ein Begriff. 2013 dankte Scheich Hamad zugunsten seines Sohnes Tamim bin Hamad al-Thani ab. Auch der neue Scheich Tamim sieht die WM 2022 als guten Anlass, Katar zu modernisieren.
So ist Doha, die Hauptstadt Katars, seit Jahren eine einzige Baustelle. Acht Stadien und unendlich viele Hotels werden gebaut. Hinzu kommen drei Metrolinien, die nun fertiggestellt sind.
Konservatives Land Katar
Aber neben all der Modernität ist Katar ein sehr konservatives Land. Die Religion des Landes ist der aus Saudi-Arabien stammende konservative Wahhabismus: Homosexualität ist verboten und Alkohol wird nur in 5 Sterne Hotels ab dem Alter von 21 ausgeschenkt bzw. kann in einem einzigen Geschäft in Katar gekauft werden. Auch wegen der schlechten Arbeitsbedingungen für Arbeitsmigranten – vielfach aus Indien, Pakistan, Philippinen und Ägypten – steht Katar immer wieder mit Negativschlagzeilen in der Presse. Als ich in den Jahren 2012 und 2013 in Katar lebte, konnte man als Arbeitnehmer das Land nur mit einem Ausreiseantrag, unterschrieben vom Arbeitgeber, verlassen. Bis 2020 brauchte man eine schriftliche Zustimmung des aktuellen Arbeitgebers, um den Job innerhalb des Landes zu wechseln. Erhielt man diese nicht, musste man innerhalb 14 Tagen Katar verlassen. Das grenzt an Sklaverei. 2020 hat Katar endlich ein Reformprogramm gestartet, um die Arbeitsbedingungen für Migranten zu verbessern.
Von 2017 bis 2021 gab es seitens Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten eine Blockade gegen Katar. Diese vier Länder warfen Katar vor, terroristische Organisationen zu fördern und im engen Kontakt mit dem Iran zu stehen. Die diplomatischen Beziehungen zu Katar waren ausgesetzt und die Grenze zu Saudi-Arabien geschlossen, es gab auch keine Flüge von diesen Ländern nach Doha.
Katar möchte sich weltoffen präsentieren
Trotz all der Negativschlagzeilen möchte sich Katar als weltoffenes und einzigartiges Land präsentieren und glänzt seit ein paar Jahren mit Sportveranstaltungen, Kunst und Architektur. Für die Bewohner des Landes gibt es seit 2012 sogar einen National Sports Day, welcher ein Feiertag im Land ist. Viele Arbeitgeber veranstalten an diesem Tag Sportwettbewerbe für ihre Angestellten. Ein TAg voller Aktivität und Freude.
Wie seine Nachbarstädte Dubai, Abu Dhabi und Manama (Hauptstadt Bahrains) ist Doha eine recht künstliche Stadt, die erst in den letzten Jahren quasi aus dem Nichts hochgezogen wurde. Vorher wurde um 1850 eine Stadt namens „Al-bida“ gegründet. Seine Einwohner lebten von Fischen, Perlentaucherei und vom Handel.
Doha heute – Sehenswürdigkeiten
Heute hat Doha einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der Souq Waqif ist der bekannteste Bazar in Doha. Sowohl für Kataris, Expats als auch Touristen ist er der Treffpunkt in Doha schlechthin. Es gibt diesen Souq schon jahrhundertelange. Im Jahre 2004 wurde er aufwendig renoviert; seitdem erstrahlt er wieder in voller Pracht. Überall riecht es nach arabischen Gewürzen und Kaffee. In vielen Cafés liegt ein Duft von Shisha in der Luft. Der Souq Waqif ist für mich der orientalischste Ort in Doha, während man an vielen anderen Stellen der Stadt überall sein könnte.
Entlang der 7 km langen Corniche – mit Blick auf die Skyline des Geschäftsviertels Westbay – zu fahren ist wirklich ein Erlebnis. Zwar ist die Skyline von Doha nicht so extravagant, wie die von Dubai, aber auch Dohas Skyline hat ein paar sehenswerte Skyscrapers: da wäre zum einen der Tornado Tower – in meinen Augen das spektakulärste Hochhaus Dohas, zum anderen der 238m hohe Burj Qatar, der aus der Ferne wie ein Phallus ausschaut, und daher gerne umgangssprachlich von der Bevölkerung auch Condom Tower genannt wird.
Das Museum of Islamic Art ist eines der ganz großen Highlights Katars. Es wurde von dem amerikanisch-chinesischen Architekten Ieoh Ming Pei gebaut, der auch die Pyramide am Louvre entwarf. Pei unternahm extra eine Studienreise durch die arabische Welt, um ein Gespür für die ihm unbekannten islamischen Architekturformen zu bekommen. Besonders die Ibn Tulun Moschee in Kairo, Ägypten, und die Alhambra in Granada, Andalusien, waren für ihn eine große Inspiration für sein finales Werk. Mit dem Museum of Islamic Art ist ihm wirklich ein Meisterwerk gelungen. Das Museum beeindruckt durch seine extravagante Form.
Nun, in Katar gibt es mehr zu sehen, als man denkt. Jedoch hat man in ca. 2-3 Tagen das wichtigste gesehen. Daher bietet es sich beispielsweise an, auf dem Weg nach Asien in Doha einen Zwischenstopp einzulegen und sich das Emirat anzuschauen. Touristen und Geschäftsleute können problemlos nach Doha fliegen. Von Qatar Airways gibt es einige Direktflüge von Deutschland nach Doha.
Anreise: Der Flughafen ‚Hamad International Airport‘ in Katar wurde 2014 eröffnet und ist überaus modern und luxuriös. Er hat von Skytrax ein 5-Sterne Rating erhalten.
Stand: 04. Oktober 2022
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