Wenn man an Katar denkt, denkt man einerseits an das reichste Land der Erde und an die Fußball-WM 2022, andererseits denkt man an schlechte Arbeitsbedingungen für die Arbeitsmigranten auf den Baustellen. Zudem ist Katar der größte Exporteur von Flüssiggas weltweit. Kaum zu glauben, dass Katar flächenmäßig nur so groß ist wie die Hälfte von Hessen. In Katar leben ca. 300.000 Kataris und 2,4 Millionen Arbeitsmigranten (Expats genannt).
Die Zusage für die WM 2022 und der Nachrichtensender Al Jazeera sind Resultate, die auf Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani zurückgehen. Dieser war von 1995 bis 2013 Staatsoberhaupt des Landes. Die WM für Katar zu gewinnen hatte für Scheich Hamad vor allem einen Grund: „to put Qatar on the world map,“ wie ich zu sagen pflegte. Denn wer kannte vor der Vergabe der WM 2022 das kleine Emirat Katar? Es ist klar, Katar will auffallen, koste es was es wolle…
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Katars Nachrichtensender Al Jazeera
Kurz nach Hamad’s Thronbesteigung ging der Nachrichtensender Al Jazeera 1996 auf Sendung und war ein Komet in der Medienlandschaft im Nahen Osten. Spätestens seit dem Arabischen Frühling in 2011 war der Name Al Jazeera auch der westlichen Welt ein Begriff. 2013 dankte Scheich Hamad zugunsten seines Sohnes Tamim bin Hamad al-Thani ab. Auch der neue Scheich Tamim sieht die WM 2022 als guten Anlass, Katar zu modernisieren.
So ist Doha, die Hauptstadt Katars, seit Jahren eine einzige Baustelle. Acht Stadien und unendlich viele Hotels werden gebaut. Hinzu kommen drei Metrolinien, die bis zur WM fertiggestellt sein sollen. Alle drei werden fahrerlos sein, wie die Metro in Dubai.
Konservatives Land Katar
Aber neben all der Modernität ist Katar ein sehr konservatives Land. Die Religion des Landes ist der aus Saudi-Arabien stammende konservative Wahhabismus, Homosexualität ist verboten und Alkohol wird nur in 5 Sterne Hotels ab dem Alter von 21 ausgeschenkt bzw. kann in einem einzigen Geschäft in Katar gekauft werden. Auch wegen der schlechten Arbeitsbedingungen für Arbeitsmigranten – vielfach aus Indien, Pakistan, Philippinen und Ägypten – stand Katar immer wieder mit Negativschlagzeilen in der Presse. Als ich in den Jahren 2012 und 2013 in Katar lebte, konnte man das Land nur mit einem Ausreisevisum, unterschrieben vom Arbeitgeber, verlassen. Man brauchte auch eine schriftliche Zustimmung des aktuellen Arbeitgebers, wenn man den Job innerhalb des Landes wechseln wollte. Erhielt man diese nicht, musste man innerhalb 14 Tagen Katar verlassen. Das grenzt an Sklaverei. Angelblich sollen sich die Arbeitsbedingungen ab 2020 verbessern.
Seit Juni 2017 gibt es eine Blockade seitens Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten gegen Katar. Diese vier Länder werfen Katar vor, terroristische Organisationen zu fördern und im engen Kontakt mit dem Iran zu stehen. Seitdem sind die diplomatischen Beziehungen zu Katar ausgesetzt und die Grenze zu Saudi-Arabien geschlossen.
Katar möchte sich weltoffen präsentieren
Trotz all der Negativschlagzeilen möchte sich Katar als weltoffenes und einzigartiges Land präsentieren und glänzt seit ein paar Jahren mit Sportveranstaltungen, Kunst und Architektur.
Wie seine Nachbarstädte Dubai, Abu Dhabi und Manama (Hauptstadt Bahrains) ist Doha eine recht künstliche Stadt, die erst in den letzten Jahren quasi aus dem Nichts hochgezogen wurde. Vorher wurde um 1850 eine Stadt namens „Al-bida“ gegründet. Seine Einwohner lebten von Fischen, Perlentaucherei und vom Handel.
Doha heute – Sehenswürdigkeiten
Heute hat Doha einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der Souk Waqif ist der bekannteste Markt in Doha und sowohl für Kataris, Expats als auch Touristen der Treffpunkt in Doha schlechthin. Es gibt diesen Souk schon jahrhundertelange. Im Jahre 2004 wurde er aufwendig renoviert; seitdem erstrahlt er in seiner alten Pracht. Überall riecht es nach arabischen Gewürzen und Kaffee. In vielen Cafés liegt ein Duft von Shisha in der Luft. Der Souk Waqif ist für mich der orientalischste Ort in Doha, während man an vielen anderen Stellen der Stadt überall sein könnte.
Entlang der 7km langen Corniche – mit Blick auf die Skyline des Geschäftsviertels Westbay – zu fahren ist wirklich ein Erlebnis. Zwar ist die Skyline von Doha nicht so extravagant, wie die von Dubai, aber auch Dohas Skyline hat ein paar sehenswerte Skyscrapers: da wäre zum einen der Tornado Tower – in meinen Augen das spektakulärste Hochhaus Dohas, zum anderen der 238m hohe Burj Qatar, der aber aus der Ferne wie ein Phallus ausschaut, und daher gerne umgangssprachlich von der Bevölkerung auch Condom Tower genannt wird.
Das Museum of Islamic Art ist eines der ganz großen Highlights Katars. Es wurde von dem amerikanisch-chinesischen Architekten I. M. Pei gebaut, der auch die Pyramide am Louvre entwarf. I. M. Pei unternahm extra eine Studienreise durch die arabische Welt, um ein Gespür für die ihm unbekannten islamischen Architekturformen zu bekommen. Besonders die Ibn Tulun Moschee in Kairo, Ägypten, und die Alhambra in Granada, Andalusien, waren für ihn eine große Inspiration für sein finales Werk. Mit dem Museum of Islamic Art ist ihm wirklich ein Meisterwerk gelungen. Das Museum beeindruckt durch seine extravagante Form.
Nun, in Katar gibt es mehr zu sehen, als man denkt. Jedoch hat man in ca. 2-3 Tagen das wichtigste gesehen. Daher bietet es sich beispielsweise an, auf dem Weg nach Asien in Doha einen Zwischenstopp einzulegen und sich das Emirat anzuschauen. Touristen und Geschäftsleute können problemlos nach Doha fliegen. Von Qatar Airways gibt es einige Direktflüge von Deutschland nach Doha.
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