
Ausflug von Tarifa nach Tanger, dem Tor zu Afrika, einer Stadt zwischen zwei Meeren, zwischen Orient & Okzident
Tagebuchaufzeichnungen – Tanger, 16. – 18. Juni 2017 mit Alexandra
Auf nach Nordafrika
Heute Morgen sind Alexandra und ich in aller Herrgottsfrüh aufgestanden, um von Torremolinos an der Costa del Sol bis nach Tarifa zu fahren. Wir machen von Spanien aus einen Ausflug nach Tanger, Marokko, und haben zwei Nächte in einem Riad gebucht. Am Hafen angekommen, erfüllt mich dieses wunderbare Gefühl von Heimkommen, so als wollte mir mein Herz sagen: ‚Ich fahre nach Hause.‘ Wir nehmen die Fähre von Tarifa nach Tanger. Das Ticket für € 70.- Hin und Rück haben wir schnell. Am Schalter werden bereits unsere Pässe kontrolliert, dann geht es durch die Sicherheitskontrollen wie am Flughafen und durch die Passkontrolle, dann auf aufs Schiff. Alexandra und ich stürmen an Deck und genießen die Aussicht, schießen ein paar Fotos vom Hafen und freuen uns auf Marokko. Für Alexandra ist es die erste Reise nach Marokko, für mich bereits die vierte Reise.
In der Cafeteria hole ich für uns beide Kaffee und etwas Süßes: ‚Etnen cappuccino lau samaht – Zwei Cappuccino bitte.‘ Die Kellner hinter dem Tresen schauen mich erstaunt an und lächeln. Schaukelnd balanciere ich den Kaffee an Deck. Das ist echt eine Herausforderung bei dem Wind, der auf Deck weht. In diesem Moment legt die Fähre ab, auf nach Tanger… Man sagt übrigens ‚Tangscher‘, nicht ‚Tanga‘ 😉
Ankunft in Tanger
Ca. eine Stunde dauert die Überfahrt. Dank zwei Stunden Zeitverschiebung gewinnen wir heute zwei Stunden Zeit. Plötzlich erblicken wir die Küste Nordafrikas, Tanger taucht mit einer großen Ville nouvelle und vielen Hochhäusern auf. Die Hafenstadt hat knapp eine Millionen Einwohner. Dann entdecken wir die Medina mit ein paar Minaretten und vielen kleinen weißen Häusern an ein paar Hügeln gelegen.
Ich muss an die Expressionisten Macke, Klee und Moilliet denken, die auf ihrer Tunisreise 1914 von Marseille nach Tunis mit der Fähre fuhren, um Nordafrika und den Orient zu entdecken und dort zu malen… Während wir an der Rehling stehen und das näherkommende Tanger bewundern, sagt neben uns ein Marokkaner zu uns auf Deutsch: ‚Herzlich Willkommen in Marokko.‘ Wir lächeln dankend.
Unser Riad in der Medina von Tanger
Vom Hafen geht es zu Fuß und voll bepackt den Hügel hinauf in die Medina. Relativ schnell finden wir dank Google maps unsere Unterkunft, das Dar Souran, ein kleines marokkanisches Riad mit acht Zimmern. An der Rezeption empfängt uns Noura und begrüßt uns auf Französisch. Auch sie ist erstaunt, als wir ihr auf Arabisch antworten. Denn meine Freundin Alexandra ist Halb-Ägypterin und spricht wie ich Arabisch mit Ägyptischem Akzent. Unser Schulfranzösisch ist leider kaum noch vorhanden im Gegensatz zum Arabischen. Noura zeigt uns unser Zimmer La chambra majorelle. Es ist wundervoll marokkanisch in weiß-blau mit marokkanischen Fliesen eingerichtet. Ich bin ganz entzückt und mache ein paar Fotos von der zauberhaften Einrichtung.
Das Freitagsgebet beginnt…
Wir packen unsere Sachen aus und ruhen uns anschließend auf dem Bett etwas aus. Sind wir doch heute Morgen sehr früh aufgestanden. Es ist Freitag und die benachbarten Moscheen beginnen mit dem Freitagsgebet. Es wird über Lautsprecher in die Nachbarschaft übertragen. Immer wieder verstehe ich ein paar Worte: ‚La illah illah allah, Mohamed rasul allah…. Es gibt keine Gottheit außer Gott und Mohamed ist sein Gesandter.‘ Doch dann schlafe ich erschöpft ein.
Entdeckungstour durch Tanger
Nachmittags schlendern wir durch die Medina und die Ville nouvelle. Ohne Karte finden wir einige Sehenswürdigkeiten: den Petit Socco, wo wir eine Kleinigkeit essen, den Place du 9 avril (auch Grand Socco genannt), das Hotel Minzah mit seiner legendären Caid’s Bar. Sie war das Vorbild für Rick’s Bar im Film Casablanca. In der Villa du France hängen wir unsere Füße zur Erfrischung in den Pool… oh, das tut gut. Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen wir ein paar marokkanische Süßigkeiten, sehr süß, aber lecker. Abends gehen wir in ein Restaurant nahe der Kasbah und essen Tajine, eine Empfehlung von Noura. Wir finden das Essen ok.
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück auf der Dachterrasse unseres Riads mit Blick auf die vielen kleinen Häuser der Medina und das Meer. Es gibt marokkanischen Fitir, eine Art Pfannkuchen, frischgepressten Orangensaft, Brot mit Frischkäse und Marmelade und wahlweise Omlette oder Rührei. Leider gibt es kein Obst, das fehlt mir persönlich sehr…
Später wandern wir durch die kleinen Gassen der Medina, den Hügel hinauf zur Kasbah. Es ist sehr warm, doch mir macht die Hitze nichts aus. Vergnügt mache ich viele Fotos von den verwinkelten Gassen, den blau- und türkisfarbenen Türen und hellblau-angestrichenen Treppen. Einfach traumhaft!
Zauberhafte Kasbah von Tanger
Nach einigen Minuten erreichen wir die bab kasbah (das Tor Kasbah). Dahinter liegt das Musée de la Kasbah (Eintritt 20 Dirham). Ein wundervolles Museum, vor allem die Kasbah selbst ist bezaubernd mit den kleinen Innenhöfen, den marokkanischen Fliesen und Arabesken. Zudem gibt es viele Schätze aus der römischen, portugiesischen und islamischen Zeit. Wir verbringen noch ein paar Minuten im schattigen Garten der Kasbah. Anschließend geleiten uns zwei marokkanische Jugendliche durch die Medina, zeigen uns eine Moschee und diverse Aussichtspunkte, um sich etwas Taschengeld dazuzuverdienen.
Auf den Spuren von John Lennon und Mick Jagger
Unser Ziel ist das legendäre Café Hafa. Leider finden wir es wegen Ramadan geschlossen. Ich bin sehr enttäuscht. Es ist ein sehr altes Café, das seit 1921 existiert. Dort sind bereits Schriftsteller wie Paul Bowles und Tennessee Williams und Künstler wie John Lennon und die Rolling Stones ein- und ausgegangen. Naja, Pech gehabt. Zurück in den Medina nehmen wir ein Taxi, es ist wirklich heiß heute.
Shopping in der Medina
Nach einem kleinen Mittagessen im Mamounia Palace beginnen wir unsere Shopping-Tour durch die Souqs. Ich bin auf der Suche nach einem neuen Geldbeutel. Alexandra muss mit mir durch viele Läden gehen. Nach langer Suche finde ich endlich, was ich suche: einen länglichen, taupe-farbenen Ledergeldbeutel. Ich zahle € 35.- statt € 45.-. Ist vermutlich immer noch zu viel, aber ich bin glücklich mit meinem Geldbeutel. Anschließend möchte Alexandra nach einer Dschallabeyyah schauen und wird in einem Laden, wo viele Einheimische auch einkaufen, fündig.
Abendessen in der Ville nouvelle
Abends gehen wir in der Ville nouvelle in ein marokkanisches Lokal, das Dar Naji. Es wurde uns vom Rezeptionisten Hamzah in unserem Hotel Costa del Sol empfohlen. Wir essen leckere Gemüse-Vorspeisen (Kartoffeln, Karotten, rote Beete). Anschließend gibt es eine leckere Tajine mit Pflaumen und Mandeln. Die mag ich besonders gern.
Wir fahren zurück mit dem Taxi zum Place du 9 avril und stürzen uns dann nochmals ins Getümmel. Es ist viel los in den Souqs. Viele Einheimische sind unterwegs, denn bald ist der Ramadan zu Ende. So machen sie die letzten Besorgungen für das Zuckerfest – das Eid al fitr. Ich erstehe noch zwei Lampen, eine für Alexandra zum Geburtstag und eine für mich. Kurz nach Mitternacht fallen wir beide müde ins Bett.
Adieu Marokko
Am nächsten Tag geht es mittags leider wieder zurück nach Spanien mit der Fähre. Gerne wäre ich noch ein paar Tage länger in der Hafenstadt verweilt… Es war ein aufregender und kurzweiliger Ausflug von Tarifa nach Tanger.
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