Die Tuareg werden wegen ihres blauen Schleiers gerne ‚das blaue Volk‘ genannt und sind eines der bekanntesten Wüstenvölker der Erde. Vor einigen Jahren wurde ein Foto des Fotografen Pascal Maître weltberühmt: es zeigt die tiefgründigen Augen eines blau verschleierten Tuaregs. Das Bild dieser sagenumwobenen Tuaregaugen, umrandet vom blauen Schleier, ging um die Welt und ziert – vermutlich bis heute – viele Wohnzimmerwände. Die blaue Verschleierung der Gesichter der Männer wirkt sehr geheimnisvoll. Übrigens, das Bild ist auch auf dem Buchtitel von Paulo Coehlos Buch ‚Der Alchimist‘ abgebildet.
Lebensraum der Tuareg
Die Tuareg sind ein Nomadenvolk, das zu den Berbern gezählt wird. Sie siedeln sich in der nordafrikanischen Wüste Sahara und dem Sahel an. Während die Sahara die größte Trockenwüste der Welt ist, ist die Sahelzone eine Übergangszone zwischen der Sahara im Norden und der Feuchtsavanna im Süden. Neben ihrer eigenen Sprache sprechen sie Arabisch, Französisch, Songhai und Hassania. Seit Jahrhunderten lebt ‚das blaue Volk‘ in Gebieten der heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen und Burkina Faso.
Der Begriff Tuareg leitet sich von dem Wort Targa ab. Dies ist die berberische Bezeichnung für die libyische Oasenregion Fezzan. Im Grunde ist dies die Bezeichnung für die Bewohner der Fezzan-Region. Targa bedeutet so viel wie ‚Rinne‘ und ‚Kanal‘ und meint damit im weitesten Sinne ‚Garten‘.
Herrschaft der Tuareg über den Transsahara-Handel
Im Laufe vieler Jahrhunderte entwickelten die Tuareg ein Wegenetz in der Sahara, das Tausende von Kilometern umfasste. Überall gab es Oasen, die durch natürliche oder mit Hilfe von künstliche Wasserquellen entstanden. Auf diese Weise beherrschten sie den Handel in der Sahara.
Sie überfielen Handelskarawanen, die Güter wie Gold, Salz und Gewürze durch die Sahara transportierten. Deshalb waren die Tuareg stets gefürchtet. Auch schwarzafrikanische Völker südlich der Sahara nahmen sich stets in Acht vor den Tuareg: sie überfielen häufig ihre Dörfer und nahmen deren Bewohner gefangen. Auf Sklavenmärkten in Nordafrika verkauften die Tuareg dann die Gefangenen.
Leben und Handel
In der Vergangenheit lebten die Tuareg stets als Nomaden und waren nomadische Viehzüchter. Heutzutage leben nur noch wenige vollnomadisch. Die meisten leben halbnomadisch von mobiler Weidewirtschaft oder sind Karawanenführer. Andere sind von Beruf Schmied und schmieden aus Eisen, Silber und Buntmetall (Kupfer, Messing und Bronze) Ohrringe, Ketten, Amulette, Ringe und auch Waffen. Auf diese Weise sind viele Tuareg an marktwirtschaftliche Strukturen angeschlossen.
Religion bei den Tuareg
Durch die Missionierung der Araber konvertierten die meisten Tuareg zum Islam. Da auch im Koran Geister Erwähnung finden, konnten sie ihren eigenen Glauben an gute und böse Geister weiterführen. Jedoch haben viele Tuareg eine liberale Auffassung zur Religion. Dies missfällt den Vertretern des strenggläubigen Islams. Daher werden die Tuareg im Arabischen Tawariq (Einzahl: Tarqi) genannt, was so viel bedeutet wie ‚das von Gott verlassene Volk‘. Auf diese Weise drücken die Araber ihr Überlegenheitsgefühl dem blauen Volk gegenüber aus.
Stellung der Frauen
Besonders zu erwähnen ist die Stellung der Frauen bei den Tuareg. Die Targia (weibliche Form für Targa) sind sehr hoch angesehen. Die Tuaregfrauen dürfen selbst aussuchen, wen und wann sie heiraten. Voraussetzung ist, dass der Auserwählte den Brautpreis zahlen kann. Eheleute leben zumeist monogam. Die soziale Stellung bekommen die Kinder über die Mutter. Auch das Zelt, in dem die Familie lebt, ist im Besitz der jeweiligen Frau. Die Frauen haben ein Mitspracherecht und äußern ihre Meinung: Bei den Teezeremonien nehmen sie aktiv an den Diskussionen teil. Die grausame Genitalverstümmelung gab und gibt es bei den Tuareg glücklicherweise nicht. Während Frauen im arabischen Islam bis heute in vielen Kulturen Probleme haben, sich scheiden zu lassen, können sich die Targia auf eigenen Wunsch scheiden lassen. Kommt es zu Scheidung, bleiben die Kinder bei der Mutter.
Fazit
Für mich geht von den Tuareg eine besondere Faszination aus. Das oben genannte weltberühmte Foto hatte auch ich viele Jahre über meiner Couch im Großformat hängen, bis es vergilbt war. Auch heute haben diese Augen für mich eine unendliche Strahlkraft und Tiefe. Über die ‚fortschrittliche‘ Stellung ihrer Frauen wusste ich vor meinen Recherchen nicht Bescheid, und ich muss sagen, durch diese Tatsache imponieren mir die Tuareg noch mehr.
Antje says
Hallo, ich habe von einem Freund der aus Marokko gekommen ist einen Anhänger geschenkt bekommen.Ich habe etwas recherchiert, aber nur erfahren das es etwas mit den Tuareg zu tun hat. Jetzt lese ich hier einen sehr interessanten, kurz und guten Schnelleinstieg über dieses Volk. Ich muss auch bestätigen das ich die Rolle der Frau faszinierend finde und auch das sich diese Form des Lebens erhalten konnte.
Annette Sauer says
Liebe Antje,
wie schön, dass Sie in meinem Artikel neue Informationen über die Tuaregs gefunden haben. Ja, ich war auch begeistert, als ich über die fortschrittliche Rolle der Frau bei den Tuaregs erfuhr…
Beste Grüße, Annette Sauer