Die Fastenzeit der Christen und der Moslem fällt in den kommenden fünf Jahren (2023 bis 2027) zum Teil in dasselbe Zeitfenster: Ramadan findet in diesen Jahren im Frühling statt und hat so Überschneidungstage mit der christlichen Fastenzeit vor Ostern. Die Intention des Fastens ist in beiden Religionen ähnlich, man möchte durch die Entbehrungen Gott näherkommen und sich auf den Glauben konzentrieren. Auch die Wertschätzung des Essens sowie die innere und äußere Reinigung spielen eine Rolle.
Der Zeitraum des Fastens ist in beiden Religionen festgeschrieben: bei den Muslimen ist es der 9. Monat im islamischen Mondkalender und dauert 30 Tage. Im Christentum fasten die Gläubigen von Aschermittwoch bis Ostersamstag, und damit genau 40 Tage, wobei die sechs Sonntage vom Fasten ausgenommen sind. Der historische Hintergrund des Fastens liegt in den Lebensgeschichten von Jesus und Mohamed, die jeweils eine Phase des Verzichts durchlebten. Jesus verbrachte 40 Tage in der Wüste und fastete, bevor seine Wirkungszeit begann. Bevor Mohamed der Koran offenbart wurde, fastete auch er. Und sogar Moses fastete 40 Tage auf dem Berg Sinai, bevor er von Gott die Zehn Gebote empfing.
Fasten im Islam – der Fastenmonat Ramadan
Fasten ist bei den Moslems ein der fünf Säulen des Islams. Der Ramadan verschiebt sich jedes Jahr um 10 Tage nach vorne, da das Mondjahr 10 Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, nach dem sich unser Gregorianischer Kalender richtet. Gefastet wird von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. In dieser Zeit verzichten Moslems auf Essen, Trinken, Rauchen und auch auf Geschlechtsverkehr. Kinder, Kranke und schwangere Frauen sind vom Fasten befreit, auch menstruierende Frauen dürfen nicht fasten, sind aber angehalten, die Tage der Periode nach dem Ramadan nachzuholen. Reisenden ist es erlaubt, eine Fastenpause einzulegen. Auch hier sollte die Anzahl der Reisetage von Gläubigen nach dem Ramadan nachgeholt werden.
Nach Sonnenuntergang trifft man sich meist mit der Familie oder mit Freunden zum Fastenbrechen, zum sogenannten iftar. In den islamisch geprägten Ländern gibt es viele Restaurants, die iftar Buffets anbieten. So wird das Fastenbrechen oft zu einem kleinen Fest. Im Übrigen stehen viele Fastende nochmals vor der Morgendämmerung auf und nehmen das suhur zu sich. Sie essen dann meist möglichst salzlose und sättigende Nahrung. In Ägypten essen viele Joghurt, Eier, Brot und das sogenannte foul, eine Art Bohnenbrei, der recht lange satt macht. Und natürlich ist es wichtig, viel Wasser zu trinken, um den bevorstehenden Fastentag zu überstehen.
Ein ganz wichtiger Aspekt des Fastens ist es, zu fühlen und nachzuempfinden, wie es ist, wenn man nicht viel zu essen hat und mit wenig auskommen muss. Armen Menschen Almosen zu geben, ist deshalb ebenfalls ein wichtiger Bestandteil im Ramadan. Mehr Infos zu den Pflichten und Traditionen im Ramadan.
Fasten im Christentum
Gläubige Christen fasten in jedem Jahr von Aschermittwoch bis zum Ostersamstag, wobei die sechs Sonntage vom Fasten ausgenommen sind. Der Sinn des Fastens ist es, Enthaltsamkeit zu üben und die Nähe zu Gott zu suchen. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Regeln nicht mehr so streng und im Grunde kann jeder selbst entscheiden, auf welche Lebensmittel und Getränke man verzichten möchte. So kann man beispielsweise auf Zucker, Alkohol, Fleisch oder Zigaretten verzichten. Eine neue Art des Fastens ist es, auf die Nutzung der sozialen Medien oder des Internets zu verzichten.
Was viele heutzutage nicht wissen, auch der Advent und damit die vorweihnachtliche Zeit sind im Christentum Momente des Fastens. So sollten man früher vor Weihnachten vier bis sechs Wochen fasten – von Region zu Region war die Dauer des Advents unterschiedlich. Die auf vier Wochen festgelegte Fastenzeit führte Papst Gregor der Große in seiner Amtszeit (590 bis 604) ein. Die heute zelebrierten vier Adventssonntage gehen auf sein Dekret zurück. Seit 1917 verlangt die katholische Kirche nicht mehr ausdrücklich das Adventsfasten, jedoch sollte der Advent eine Zeit der Buße, der Besinnung und der Nächstenliebe sein.
Im Christentum wurde ursprünglich sogar jede Woche zwei Tage gefastet. So fasteten die Gläubigen am Mittwoch, weil Judas Jesus an diesem Tag verraten haben soll, und am Freitag, da an diesem Tag Jesus gekreuzigt wurde. Noch heute gibt es den Brauch, freitags auf Fleisch zu verzichten.
Fastenzeit der Christen | Ramadan | |
2023 | 22.2. bis 8.4. | 22.3. bis 21.4. |
2024 | 14.2. bis 30.3. | 10.3. bis 9.4. |
2025 | 5.3. bis 19.4. | 28.2. bis 30.3. |
2026 | 18.2. bis 4.4. | 17.2. bis 18.3. |
2027 | 10.2. bis 27.3. | 7.2. bis 8.3. |
Gemeinsame Fastenzeit
Wie schon erwähnt, gibt es in den kommenden fünf Jahren bei der Fastenzeit der Christen und der Moslems Überschneidungspunkte. Eine religions- und kulturübergreifende Anregung meinerseits ist es, sich den Fastenbräuche der jeweils anderen Religion zu öffnen und seine Mitmenschen so besser kennenzulernen. Wir Christen könnten muslimische Freunde zu einem fleisch- oder zuckerlosen Essen einladen und umgekehrt könnten uns unsere muslimischen Mitbürger zum Fastenbrechen nach Sonnenunterganz einladen. Auch die islamische Art des Fastens auszuprobieren, und von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts zu essen, ist eine Möglichkeit. Ein guter Zeitpunkt ist hierfür das Wochenende. Probiert es doch mal aus… Es ist eine interessante und spannende Erfahrung, wie ich finde.
Lest dazu gerne meinen Artikel ‚Ramadan – in Kairo als Deutsche fasten‘
Nun wünsche ich Euch allen, egal ob Moslem oder Christ, eine angenehme Fastenzeit, voller Besinnung und Nächstenliebe.
Herzlichst, Annette
Februar 2023
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