
Im 19. Jahrhundert gab es eine Reihe von mutigen und abenteuerlustigen, europäischen Frauen, die eine Sehnsucht nach der Ferne verspürten. So entdeckten beispielsweise Gertrude Bell und Lady Jane Ellenborough den Zauber des Orients für sich.
Sinnbild der romantischen Sehnsucht nach dem Exotischen
Der Orient war in Europa im 19. Jahrhundert ein Sinnbild der romantischen Sehnsucht nach dem Anderen, dem Exotischen. Davon zeugte beispielsweise Mozarts Oper ‚Entführung aus dem Serail‘, die 1782 in Wien uraufgeführt wurde. Die Oper spielt an einer türkischen Küste und beinhaltet Auszüge von türkischer Musik.
Krumdolche und orientalische Gemälde Delacroixs
Es war im 19. Jahrhundert Mode, Landhäuser mit türkischen Krumdolchen und orientalischen, wollüstigen Gemälden Delacroixs zu schmücken. In Kaffeehäusern in Venedig, London, Wien oder Prag trafen sich die Menschen zum Plausch und zum Genuss von Kaffee, dem Getränk aus dem Orient. Des Weiteren wurden viele andere orientalische Luxusgüter aus dem Orient nach Europa importiert, beispielsweise Gewürze, Teppiche, Möbel und Weihrauch. Es galt als schick, sich in seiner Privatwohnung einen orientalischen Salon einzurichten.
Das 19. Jahrhundert war eine Epoche des gesellschaftlichen Verzichts. Inmitten von Verboten und gekünstelter Vornehmheit sehnte sich manch einer nach etwas anderem. So gab es Menschen, die ‚den engen Horizont ihres Zeitalters‘ 1 wahrnahmen und davon träumten, fern der schalen Lebensart Europas eine andere exotische Welt zu finden.
Gertrude Bell – Forschungsreisende und Beraterin für den britischen Geheimdienst
Ein paar europäische Frauen begaben sich für Abenteuer und Expeditionen auf die Reise in den Orient. Die bekannteste ist vermutlich Gertrude Bell, (*1868 in County Durham, England; † 1926 in Bagdad). Sie war Forschungsreisende, Historikerin, Archäologin und Schriftstellerin und kam aus gutem Hause in England. Im Ersten Weltkrieg war sie politische Beraterin und Angehörige des britischen Geheimdienstes. Durch ihre diversen Aufenthalte und Reisen im Nahen Osten gewann sie viele Kenntnisse über den Orient und war so während und nach dem Ersten Weltkrieg an der politischen Neuordnung dieser Region beteiligt, ebenso wie Thomas Edward Lawrence, bekannt als Lawrence von Arabien. Der Film ‚Königin der Wüste‘ mit Nicole Kidmann aus dem Jahre 2015 handelt von ihrem Leben.
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Die leuchtenden Länder: Reisende Frauen erkunden den Orient
Königin der Wüste: Das außergewöhnliche Leben der Gertrude Bell
Königin der Wüste – Film mit Nicole Kidmann [dt./OV]
Lady Jane Ellenborough fand ihr spätes Glück in Syrien
Es gab auch andere Heldinnen, die ihrem Stern gen Osten folgten. Zu nennen ist Lady Jane Ellenborough, geborne Digby (*1807 in Dorset, England, †1881 in Damaskus, Syrien). Sie war berühmt berüchtigt für ihre vielen Liebschaften zu dieser konservativen Zeit. Ein Gemälde in der Schönheitengalerie im Schloß Nymphenburg in München zeigt Lady Jane; bis heute findet ihre Schönheit Beachtung in der Schönheitengalerie. Mit König Ludwig I. von Bayern pflegte sie eine intensive Freundschaft und vielleicht sogar eine Liebschaft. Was besonders interessant ist, sie reiste im Alter von 46 Jahren nach Syrien, um archäologischen Studien nachzugehen. Dort lernte sie den 20 Jahre jüngeren Scheich Abdul Medjuel El Mezrab kennen und heiratete ihn kurz danach. Sie lernte Arabisch und kleidete sich fortan wie die Beduinen. Im Stamm ihres Mannes war sie sehr beliebt. Mit El Mezrab war sie bis zu ihrem Tod verheiratet und fand in ihm – nach vielen Enttäuschungen – wohl die Liebe ihres Lebens.
Lady Isabel Burton – Ehefrau des Orientalisten Richard Borton
Zu erwähnen ist auch Lady Isabel Burton (*1831 in London, †1896 ebenda): Sie heiratete Sir Richard Francis Burton, einen der größten Orientalisten und Abenteurer seiner Zeit. Sie lebte mit ihrem Mann von 1869 bis 1871 in Damaskus; von dort aus reiste sie oft wochenlang und in arabischer Männerkleidung in die Wüste. Zudem erforschten sie Ostafrika, insbesondere Harar in Äthopien. So erfuhr Isabel auf ihren Reisen mehr über den Orient und Afrika als viele andere zu dieser Zeit.
Diese Frauen lebten den Traum ihres Jahrhunderts
Diese Frauen ließen sich von ihrem Gefühl leiten und folgten einem inneren Verlangen. Es war der Orient, der in der Lage schien, dieses Verlangen zu stillen. Durch ihre Reisen und Aufenthalte im Orient träumten diese Frauen nicht nur den Traum ihres Jahrhunderts, sie lebten ihn auch.
1 Lesley Blanch, Sie folgtem ihrem Stern – Frauenschicksale im Orient, S.9
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