Tagebuchaufzeichnungen – September 2007
Während ich in Kairo lebte, war auch für mich als Deutsche der Fastenmonat Ramadan eine aufregende Zeit. Ich hatte mir vorgenommen, an den Wochenenden zusammen mit meinen muslimischen Freunden zu fasten, zum einen aus Solidarität ihnen gegenüber, zum anderen, um diese Art des Fastens einfach mal auszuprobieren und zu erleben. Ein bisschen mulmig war mir schon zumute. Den ganzen Tag fasten hieß nichts essen und nichts trinken. Meine Freunde sprachen mir Mut zu.
Auf zum suhur vor der Morgendämmerung
So gingen wir freitagmorgens kurz vor der Morgendämmerung zu einem nahgelegenen Café und nahmen unser suhur, die letzte Mahlzeit vor dem Fastentag, zu uns. Wir aßen wenig gesalzene Speisen, z.B. Joghurt, Obst, Rührei, Brot und das von vielen Ägyptern geliebte Fouul. Von mir wurde dieses Gericht liebevoll ‚Bohnenpampe‘ genannt. Richtig gewürzt, mit Tomaten, Zwiebeln und Petersilie schmeckte es wirklich sehr gut. Aber ohne Salz und mit wenig Gewürzen war Fouul wirklich nicht schmackhaft. Aber was sollte es? Runter damit! Grund für die ungesalzenen Speisen ist, dass Salz Durst macht. Das möchte man natürlich an einem langen Fastentag vermeiden. Dann gingen meine Freunde in die Moschee zum Fajr-Gebet (Morgendämmerungsgebet), anschließend fuhr jeder nach Hause, um zu schlafen.
Nun hieß es durchhalten – kein Kaffee und kein Wasser…
So war ich kurz nach 5 Uhr morgens zuhause und fiel müde ins Bett. Gegen 13h wurde ich wieder wach. Nun hieß es durchhalten, keinen Kaffee und kein geliebtes Frühstück nach dem Aufstehen, sondern Warten bis zum Sonnenuntergang gegen 18.30h. Zugegeben, es waren nur noch 5,5 Stunden, aber auch die konnten lang werden. Meine Freunde hatten mir einen Tipp gegeben: ‚Wenn Du es gar nicht mehr aushältst mit dem Durst, kannst Du zwei Dinge machen: Zähne putzen oder einen Schluck Wasser in den Mund nehmen und wieder ausspucken.‘ Da es mir natürlich bei den heißen Temperaturen – es hatte um die 30 Grad – nicht leicht fiel, den Durst zu ertragen, bediente ich mich dieser zwei kleinen Tricks. Ich war dankbar für diese kurzanhaltende ‚Erfrischung‘ meines Mundes. Ein paar meiner Freunde riefen mich an und fragten, wie es mir erginge. Ich sagte: ‚Der Durst ist furchtbar, aber der Hunger macht mir nichts aus.‘ Und so ist es tatsächlich… Der Hunger lässt sich in der Tat recht einfach ertragen, der zu ertragende Durst ist wirklich hart…
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Habt Ihr muslimische Freunde und möchtet Sie zu Beginn des Ramadans mit einem Ramadan Kalender (oder Eid Mubarak Countdown Kalender) überraschen? Ja, Ihr habt richtig gehört. Die gibt es seit einiger Zeit tatsächlich; nicht mit 24 Türchen, sondern speziell für den Ramadan mit 30 Türchen. Eine schöne Idee, wie ich finde. Hier findet Ihr eine kleine Auswahl:
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Warten bis zum Sonnenuntergang
Wie lenkte ich mich ab? Mit Schlafen, Lesen und Fernsehen. Zu allem anderen war ich heute nicht zu gebrauchen. Ich fragte mich, wie das meine Freunde machten, wenn sie unter der Woche in der Arbeit waren. Die meisten sagten: ‚Alles eine Frage der Gewohnheit. Die ersten Tage sind hart, aber dann wird es leichter.‘ Zudem darf man nicht vergessen, dass in islamischen Ländern während Ramadan bereits zwischen 15-16h Dienstschluss ist. Das heißt, es wird im Ramadan meist nur um die 6 Stunden gearbeitet. Das ist natürlich eine kleine Erleichterung, die übrigens auch den Nicht-Fastenden zu Gute kommt, sie dürfen auch früher nach Hause gehen.
Iftar unter Freunden
Gegen 18h klingelte mein Handy und ich wurde von einem meiner Freunde, von Hassan, abgeholt. Fast geschafft! Freudig stürmte ich die Treppe herunter und setzte mich ins Auto. Ich war stolz auf mich, dass ich bis jetzt durchgehalten hatte. Wir fuhren zu einem Restaurant, um im Freundeskreis das lang ersehnte ‚iftar‘ zu genießen. Rehema, Mahmoud, Hassan und Amir lachten mich an und sagten: ‚Toll, Annette, ganz toll, dass Du bis heute Abend durchgehalten hast. Wir sind stolz auf Dich‘. Und das war ich auch. Es war wirklich ein Erfolgserlebnis, so einen Fastentag mitzuerleben und durchzuhalten. Zuerst gab es Datteln und jede Menge Wasser. Oh, was für eine Erlösung nach all den Stunden ohne Wasser. Die vor uns angerichteten Speisen schmeckten nach einem langen Fastentag natürlich besonders gut …lazis qawy… Die Jungs gingen nach dem iftar zum Gebet in die Moschee nebenan. Rehema und ich unterhielten uns. Später gingen wir alle zum Shisha-Rauchen in ein nahegelegenes Café.
So verbrachte ich meinen ersten Ramadan in Kairo am Wochenende fastend… Die Ramadan-Zeit war in Kairo eine wirklich aufregende und vergnügliche Zeit. Viele meiner Freunde hatten sich wochenlang auf Ramadan gefreut und manche sagten sogar: ‚Best time of the year‘ – trotz Fasten 😉