Der Suezkanal zwischen Mittelmeer und Rotem Meer ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt, vor allem für den Welthandel. Bis heute ist die Wasserstraße durch die Wüste mit ihren 193 km ein Prestigeobjekt Ägyptens.
Für Schiffe aus Asien auf dem Wege nach Europa führt ‚nur dieser eine Weg nach Rom‘, andernfalls muss man 7000 km mehr Weg auf sich nehmen und um den Kontinent Afrika und das Kap der guten Hoffnung herumsegeln. Bei 16 Knoten pro Stunde bedeutet das eine etwa drei Wochen längere Reise. Und wir wissen all, Zeit ist Geld. Der Suezkanal bietet dem Welthandel bereits seit 150 Jahren eine enorme Zeitersparnis. Doch leider brachte der Suezkanal Ägypten nicht nur Prestige und Glück, sondern auch viel Unglück, dazu später mehr.
Eröffnung des Suezkanals 1869
Der Suezkanal war damals das größte Projekt des maritimen Weltverkehrs und wurde am 17. November 1869 mit 5000 geladenen Gästen aus aller Welt, mit Feuerwerk und einem feierlichen Festball eröffnet. Dem Erbauer und Diplomat Ferdinand de Lesseps und seinem Freund, dem Vizekönig Ägyptens, Muhammad Said Pascha, war ein Meisterwerk gelungen. So reisten der Kaiser Franz Joseph von Österreich-Ungarn, der preußische Kronprinz Friedrich und die französische Kaiserin Eugénie de Montijo, die Ehefrau Napoleons III. und letzte Monarchin Frankreichs, eigens zu den Eröffnungsfeierlichkeiten an.
Als Höhepunkt der Eröffnung wurde sogar eine neue Oper bei dem Komponisten Guiseppe Verdi in Auftrag gegeben. Guiseppe Verdi komponierte deshalb die Oper ‚Aida‘, welche bei der Eröffnung des Suezkanals uraufgeführt werden sollte. Doch leider wurde Verdi nicht rechtzeitig mit ‚Aida‘ fertig. Aus Verlegenheit wurde zur Eröffnung des Suezkanals sein Werk ‚Rigoletto‘ aufgeführt. Erst zwei Jahre später wurde ‚Aida‘ in Kairo uraufgeführt. Ein wirklicher Fauxpas!
Obwohl diese Wasserstraße bis heute für den Welthandel immens wichtig und nicht mehr wegzudenken ist, gab es viele Hindernisse, bis man im April 1859 endlich damit begann, den Suezkanal zu bauen.
Bau des Bubastis-Kanals zur Zeit der Pharaonen
Doch lasst uns einen Blick in die Vergangenheit werfen. Schon zur Zeit der Pharaonen gab es laut alter ägyptischer Geschichtsquellen einen Wasserweg zum Roten Meer, allerdings mit einem anderen Verlauf, nämlich vom Nil zum Roten Meer. Vermutlich 1400 v. Chr. begann bereits der Pharao Ramses II. mit dem Bau des Bubastis-Kanal. Pharao Necho II. führte die Pläne des Kanalbaus im 6. Jahrhundert weiter, aber auch er konnte den Bubastis-Kanal nicht beenden, denn der Wüstensand verschüttete den Kanal immer wieder.
Napoleons Ägypten-Expedition 1798 und die Entdeckung des pharaonischen Kanals
Viele Jahrhunderte später stieß 1798 Napoleon Bonaparte bei seiner Ägypten-Expedition auf Reste des pharaonischen Kanals. Daraufhin veranlasste er Vermessungen; Ingenieure stellten jedoch fest, dass der Meeresspiegel des Roten Meeres 10 m höher sei als der des Mittelmeers und dass daher eine direkte Kanalverbindung nicht möglich sei. Man verwarf die Pläne für den Bau eines Kanals.
1846 wurde eine Studiengesellschaft aus Franzosen, Briten, Deutschen und Österreichern mit Namen Société d‘Études du Canal de Suez gegründet. Diese nahm erneut Vermessungen vor und stellte fest, dass zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer fast kein Niveauunterschied bestehe.
Einsatz eines französischen Diplomaten für den Bau des Suezkanals
Doch es sollten nochmals acht Jahre vergehen, bis die erste Genehmigung zum Bau des Suezkanals erlassen wurde. Zu der Zeit war Muhammed Said Vizekönig bzw. Wali (Gouverneur) der osmanischen Provinz Ägyptens. Sein französischer Jugendfreund und Diplomat Ferdinand de Lesseps war fasziniert von der Idee, zwei Meere durch einen Kanal zu verbinden. So schlug Lesseps 1854 seinem Freund Muhammad Said vor, einen Kanal zwischen Mittelmeer und Rotem Meer zu bauen. Sein Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden. Der Vizekönig Muhammad Said zeigte tatsächlich Interesse. Am 30. November 1854 erteilte Muhammad Said seinem Freund Lesseps die erste Genehmigung für den Bau und den Betrieb des Suezkanals für eine Dauer von 99 Jahren ab der Eröffnung des Kanals. Diese beinhaltete die Erlaubnis zur Gründung der Compagnie universelle du canal maritime de Suez.
Widersacher Großbritannien
Doch Großbritannien versuchte das Projekt zu verhindern und warnte den Sultan des osmanischen Reiches, Ägypten wolle sich möglicherweise vom Osmanischen Reich trennen und zum französischen Protektorat werden. Aufgrund vieler Querelen wurde die Compagnie universelle du canal maritime de Suez erst drei Jahre später gegründet. Ihren Sitz hatte die Gesellschaft in Alexandria, allerdings mit der Hauptverwaltung in Paris. Das Grundkapital wurde mit 200 Mio. Francs angesetzt und in 400.000 Aktien à 500 Francs aufgeteilt. Doch die Zeichnung der Aktien erlief nicht sehr erfolgreich. Es wurden lediglich 56% der Aktien, hauptsächlich von Aktionären aus Frankreich, gekauft. Daraufhin übernahm der Vizekönig Ägyptens die restlichen 44% des Kapitals. Endlich konnte man mit dem Bau des Suezkanals beginnen.
Zu Teil 2 des Artikels – Kanalbau & Eröffnung
Zu Teil 3 des Artikels – Suezkrise & Kanalerweiterung
P.S. Mein herzlicher Dank geht an Shady Al Ghazawy und Sameh Ahmed, die mir Fotos vom Suezkanal für diesen Blog-Artikel zur Verfügung stellten.
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