Wie im Christentum spielen auch im Islam Jesus und seine Mutter Maria eine große und wichtige Rolle. Der Islam nennt Jesus Isa ibn Maryam und Maria wird als Maryam bezeichnet. Viele Christen wissen nicht, dass Jesus und Maria auch im Islam sehr bedeutsam sind. Das merke ich immer, wenn das Thema zur Sprache kommt und ich in erstaunte Gesichter blicke. Dies nehme ich zum Anlass und möchte in diesem Artikel über die Rolle von Jesus und Maria im Islam berichten. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, wie die beiden in islamischen und neutestamentlichen Schriften gesehen werden.
Prophet oder Gottes Sohn?
Der wichtigste Unterschied ist vermutlich, dass aus islamischer Sicht Jesus ein ‚Gesandter‘, ein Prophet ist, während die Christen ihn als Gottes Sohn sehen bzw. ihn sogar als Gott anbeten. In der Sure 19 berichtigt der Koran die Sichtweise des Christentums: Jesus sei zwar ein besonderer Mensch und Prophet gewesen, aber nicht Gottes Sohn und nicht am Kreuz gestorben. ‚Es steht Gott nicht an, sich irgendein Kind zuzulegen‘, heißt es in der Geburtsgeschichte Jesu in Sure 19.
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Jungfrauengeburt Marias
Eine Gemeinsamkeit ist, dass auch im Islam Jesus ohne biologischen Vater und nur durch das Wort ‚Sei!‘ von Gott entstand und Maria so bei seiner Geburt noch eine Jungfrau war. Dem Koran nach wurde Maria von einem Engel verkündet: Gott habe sie auserwählt, ein Kind zu bekommen, das hoch angesehen sei und einer von denen sei, die Gott nahestehen. In beiden Religionen ist die Geburt Jesu ein Wunder.
Die Sure 19 ist sogar nach Maryam benannt. Der Koran beschreibt in dieser Sure ‚Maryam‘ die Geburt von Jesus. Er wird aus islamischer Sicht jedoch nicht in einer Krippe in Bethlehem geboren, sondern an einem ‚fernen Ort‘ unter einer Palme. Laut Koran bringt Maria Jesus einsam und unter starken Schmerzen auf die Welt. Gott lässt Maria zum Trost Datteln wachsen und Wasser entspringt aus einer Quelle. Deshalb beten manche Musliminnen die Sure ‚Maryam‘, wenn sie ihr Kind gebären und essen Datteln zur Stärkung.
Zudem wird berichtet, dass Jesus bereits im Säuglingsalter sprechen konnte und so seine Mutter vor den Angehörigen schützt und erzählt, dass er von Maria geboren wurde, sie aber trotzdem noch eine Jungfrau sei.
Sure 19 – Maria (Maryam), Vers 30-33
30. Er sagte: „Ich bin der Diener Allahs. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht;
31. Und er hat gemacht, daß mir, wo immer ich bin, (die Gabe des) Segen(s) verliehen ist, und das Gebet (zu verrichten) und die Almosensteuer (zu geben) anbefohlen, solange ich lebe,
32. Und (daß ich) gegen meine Mutter pietätvoll (sein soll). Und er hat mich nicht gewalttätig und unselig (schaqie) gemacht.
33. Heil sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich (wieder) zum Leben auferweckt werde!“
Maria als einzige Frau im Koran namentlich genannt
Auch Maria ist im Koran hochangesehen. Sie gilt im Islam als standhafte und gläubige Muslimin. Der Koran benennt Maria als einzige Frau namentlich und nennt ihren Namen ganze 34 Mal, und damit öfter als das Neue Testament ihren Namen nennt.
Neben den Frauen Mohammeds, Aicha und Khadija, und seiner Tochter Fatima, sieht der Islam Maria als eine der vier besten Frauen, die jemals gelebt haben. Alle vier erlangen die höchste Stufe des Paradieses.
Jesus – ein sehr besonderer Mensch und Prophet
Laut Sure 5, Vers 110 konnte Jesus Vögeln aus Ton Leben einhauchen, Blinde und Kranke heilen und Tote zum Leben erwecken. Laut Koran war er also ein hochangesehener Prophet, jedoch nicht der Sohn Gottes.
Sure 5 – Der Tisch (al-Ma’ida), Vers 110:
(Damals) als Allah sagte: „Jesus, Sohn der Maria! Gedenke meiner Gnade, die ich dir und deiner Mutter erwiesen habe, (damals) als ich dich mit dem heiligen Geist stärkte, so daß du (schon als Kind) in der Wiege (mahd) zu den Leuten sprachst, und (auch später) als Erwachsener, und (damals) als ich dich die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehrte, und (damals) als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis (schließlich wirkliche) Vögel waren, und (als du) mit meiner Erlaubnis Blinde und Aussätzige heiltest, und als du mit meiner Erlaubnis Tote (aus dem Grab wieder) herauskommen ließest,(…)“
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Jesus und Maria in der islamischen Mystik
Der andere Prophet: Jesus im Koran
Kreuzigung und Auferstehung finden im Islam nicht statt
Im Gegensatz zum Christentum findet im Islam keine Kreuzigung und Auferstehung Jesus statt. Laut Koran scheidet Jesus zwar aus dem irdischen Leben, er wird aber nicht gekreuzigt. Jesus wird von Gott ‚abberufen‘.
Sure 3 – Das Haus Imran (Al-Imran), Vers 55:
Gott sagte: „Jesus, ich werde dich (nunmehr) abberufen und zu mir (in den Himmel) erheben und rein machen. (…)“
Es gibt zwei verschiedene Theorien bezüglich der Kreuzigung. Nach der Doketismustheorie wurde Jesus nur zum Schein gekreuzigt. Sein Leiden am Kreuz ist für die Anwesenden nur eine Illusion. Stattdessen erhebt Gott Jesus zu sich. Die Substitutionstheorie hingegen geht davon aus, dass nicht Jesus, sondern eine Person, die Jesus ähnlichsah, gekreuzigt wurde.
Sure 4 – Die Frauen (an-Nisa), Vers 157
Und (weil sie) sagten: „Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet.“ – Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen (ein anderer) ähnlich (so daß sie ihn mit Jesus verwechselten und töteten). Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Und sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet.“
Der Tag der Auferstehung – Der Jüngste Tag
Sowohl Christentum als auch Islam glauben an den Tag der Auferstehung bzw. den Jüngsten Tag. Gott wird über die Menschen richten und die gläubigen über die ungläubigen Menschen stellen. Das Christentum spricht vom Antichrist, der Islam vom Daddschal, der sich als Heilsbringer ausgibt und versucht die Menschen zu täuschen. Beide Religionen sind sich einig, dass Jesus am Jüngsten Tag zurückkommt und den Antichrist/Daddschal tötet, die Welt vom Bösen befreit und anschließend über die Menschheit richtet.
Sure 3 – Das Haus Imran (Al-Imran), Vers 55:
(Damals) als Allah sagte: „Jesus! Ich werde dich (nunmehr) abberufen und zu mir (in den Himmel) erheben und rein machen, so daß du den Ungläubigen entrückt bist. Und ich werde bewirken, daß diejenigen, die dir folgen, den Ungläubigen bis zum Tag der Auferstehung überlegen sind. Dann (aber) werdet ihr (alle) zu mir zurückkehren. Und ich werde zwischen euch entscheiden über das, worüber ihr (im Erdenleben) uneins waret.“
Dementsprechend stimmen Islam und Christentum in einigen Aspekten bzgl. Jesus und Maria überein. Für mich ist dies ein Zeichen, dass wir uns alle viel ähnlicher sind, als wir denken. In meinen Augen ist es gar nicht so wichtig, ob wir nun Muslims, Christen oder gar Juden sind. Das wichtigste ist, dass wir an Gott glauben und dass wir umsichtig mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt umgehen.
Anmerkung: Die Auszüge aus dem Koran stammen von der Seite https://koransuren.com/koran.html und sind von Rudi Paret vom Arabischen ins Deutsche übersetzt.
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